DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Gerresheimer hat gegen Ende 2023 einen fortgesetzten Lagerabbau von Pharmakunden zu spüren bekommen. Dennoch lief es teils ein wenig besser, als Analysten es erwartet hatten. Für 2024 rechnet der Spezialverpackungshersteller mit weniger Wachstum, was angesichts des Gegenwindes durch einen Lagerabbau bei Injektionsfläschchen durch Pharmakunden und dem größtenteils wegfallenden Corona-Sondergeschäft nicht überrascht. Mittelfristig gibt sich Konzernchef Dietmar Siemssen weiter optimistisch. Die Aktien legten am Donnerstag in den ersten Handelsminuten prozentual zweistellig zu.
Zuletzt führten sie den MDax mit einem Plus von noch 8,8 Prozent auf 97,95 Euro an. Damit könnte ihnen - falls der Trend sich bis zum Handelsende fortsetzt - der Ausbruch aus der Spanne von etwa 85 bis gut 95 Euro gelingen, in der sich der Kurs seit November überwiegend bewegt.
Der Unternehmensausblick für das Geschäftsjahr 2024 (per Ende November) sei nicht so schlecht wie befürchtet und die Prognosen für 2025 signalisierten eine starke Beschleunigung, schrieb Analyst David Adlington von der Bank JPMorgan in einer ersten Reaktion. Auch James Vane-Tempest vom Investmenthaus Jefferies zeigte sich vom mittelfristigen Ausblick überzeugt. Die Gewinnerwartungen des Marktes für 2025 dürften steigen, schrieb er in einer Studie.
Gerresheimer-Chef Siemssen stellt für das Geschäftsjahr 2024 ein Umsatzplus aus eigener Kraft - also ohne Wechselkurseffekte und Zu- und Verkäufe von Unternehmensteilen - von 5 bis 10 Prozent in Aussicht. Das operative Ergebnis soll organisch 430 bis 450 Millionen Euro erreichen.
Der Lagerabbau durch Kunden aus der Pharmabranche und die praktisch entfallenden Covid-Erlöse mit Injektionsfläschchen werde vor allem zu Beginn des noch jungen Geschäftsjahres zu spüren sein, sagte Finanzchef Bernd Metzner der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Diese Effekte herausgerechnet sei die Dynamik aber weiter gut, was im zweiten Halbjahr zu sehen sein dürfte.
Mittelfristig will der Konzern dann von einem hohen Auftragsbestand und der Expansion der Fertigungskapazitäten profitieren. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch das profitable Geschäft rund um empfindliche biopharmazeutische Medikamente, die spezielle Verpackungen benötigen. Und auch das Geschäft mit Verpackungen, Spritzen und Auto-Injektoren für GLP-1 Medikamente nimmt weiter Fahrt auf.
Diese Diabetes- und Abnehmmedikamente boomen aktuell, vor allem in den USA. Anbieter wie die dänische Novo Nordisk und der US-Pharmakonzern Eli Lilly kommen mit der Produktion teilweise gar nicht hinterher. Allein mit GLP-1-bezogenen Produkten will Gerresheimer bis 2026/ 2027 über 300 Millionen Euro Umsatz generieren.
Vor diesem Hintergrund peilt Gerresheimer 2025 ein Umsatzwachstum aus eigener Kraft von 10 bis 15 Prozent an, bei einer bereinigten operativen Margen von mindestens 22 Prozent. Mittelfristig wird ein Umsatzplus von mindestens 10 Prozent angestrebt sowie eine Marge von 23 bis 25 Prozent.
2023 blieb das Wachstum wegen der Lagerabbaueffekte, weniger Corona-Erlöse sowie wohl auch wegen niedrigerer Harzpreise hinter dem mittelfristigen Ziel zurück. Gerresheimer gibt Preisschwankungen für diesen Grundstoff etwa für Plastikverpackungen an Kunden weiter. Auf den Gewinn hat das daher keine Auswirkungen.
Im Schlussquartal stieg der Umsatz noch um gut drei Prozent, womit sich für das gesamte Geschäftsjahr ein Erlösplus von 9,5 Prozent auf fast zwei Milliarden Euro ergibt. Aus eigener Kraft - also Portfolio- und Wechselkurseffekte herausgerechnet - lag das Wachstum bei 10,4 Prozent. Die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten wurden mit dem Umsatz erfüllt und mit dem operativen Ergebnis (bereinigtes Ebitda) ein klein wenig übertroffen. Dieses legte um 14,2 Prozent auf 404,5 Millionen Euro zu.
Unter dem Strich erzielte der MDax-Konzern einen Überschuss von gut 120 Millionen Euro, nach rund 102 Millionen ein Jahr zuvor. Die Dividende soll mit 1,25 Euro je Aktie stabil bleiben./mis/jha/
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